Argumente für eine Aa-Fähre an der Brüggenhütte: Die Initiatoren stellen sich der Diskussion

Freek Diersen (Dinxperlo) und Johannes Hoven (Suderwick) hatten schon vor Jahren die Idee für eine Selbstbedienungs-Fähre über die Bocholter Aa in Höhe der Brüggenhütte. Sie wurde bisher von Touristikern und Politikern in der Region von beiden Seiten der Grenze gutgeheißen.

Aus diesem Grund hat der Rat der Stadt Bocholt in seiner letzten Sitzung die Stadtverwaltung aufgefordert, federführend für die beteiligten deutschen Kommunen unter Beteiligung der Gemeinde Aalten bilateral zu prüfen, ob und gegebenenfalls unter welchen Voraussetzungen eine Selbstbedienungsfähranlage auf der Bocholter Aa errichtet und betrieben werden kann. Weitere Diskussionen und Entscheidungen hierüber würden sich erübrigen, wenn die Fähre aufgrund der Wasserverhältnisse technisch dort nicht funktionieren kann oder wasserrechtlich nicht genehmigt würde.

Die Argumente für die Aa-Fähre schildern Freek Diersen und Johannes Hoven sehr ausführlich auf der Webseite heimatvereinsuderwick.de,auf der man auch eine ausführliche Projektbeschreibung findet. So verweisen die beiden Initiatoren darauf, dass der Radweg an der Bocholter Aa Teil der 460 km langen Route „Flusslandschaft“ ist, wo mit viel Aufwand daran gearbeitet und damit geworben wird, dass auf der Radtour zahlreiche Grenzerlebnisse entlang der Flüsse Bocholter Aa, Oude Ijssel, Ijssel, Berkel und Slinge entdeckt werden können. Das Ziel, das sie vor Augen haben ist, Radtouristen – insbesondere Familien mit Kindern – ein abenteuerliches und spaßiges Flussabenteuer zu bieten und danach durch den sich anschließenden Wasserpark über den noch mit Attraktionen wie Aussichtsturm oder Skulpturenpark ausbaufähigen Aussichthügel an Zollschranke mit Büdeken und Weltkugel vorbei nach Dinxperlo und Suderwick zu führen. Dort erinnert am kuriosen Grenzverlauf vieles an alte Zeiten und das spannende „Katz- und Mausspiel“ zwischen Zöllnern und Schmugglern. So etwas lieben Touristen und außerdem können sie dort auf beiden Seiten der Grenze einkehren oder sich mit jeweils landestypischem Proviant versorgen.

Durch die Aa-Fähre würden Fernradfahrer aus Richtung Doesburg (NL) oder Velen oder Duisburg (D) auf spektakuläre Weise dazu animiert, anstatt unter der Brücke hindurch an „Dinxperwick“ vorbeizufahren, einen Abstecher dorthin zu machen. Wer Fernradwege fährt, weiß, dass man nicht so ohne weiteres einen ausgeschilderten Radweg verlässt. Es sei denn man ist informiert über das, was rechts und links des Weges liegt, oder man wird auf außergewöhnliche Art und Weise – wie z.B. durch eine Selbstbedienungs-Fähre anstatt einer unattraktiven und für Radfahrer gefährlichen Brücke – aufmerksam.

Leider ist die Idee der Aa-Fähre in einigen im Bocholter Volksblatt veröffentlichten Leserbriefen schon vor der Klärung der Frage, ob eine Fähre überhaupt machbar ist, sehr kritisiert worden und auf viel Unverständnis gestoßen. Viele meinen, man könnte das Geld doch besser zum Beispiel für einen neuen Wegbelag des Radweges verwenden. Die dies meinen, wissen leider nicht, – so Diersen und Hoven -, dass die für eine Aa-Fähre in Aussicht stehenden Fördermittel aus sogenannten LEADER-Mitteln in Höhe von 65 % der Kosten nicht für einen neuen Wegbelag verwendet werden können. Würden die Mittel nicht für die Aa-Fähre verwendet, würden sie für andere Projekte in der Region verwendet und würde „Dinxperwick“ außen vor bleiben. Eine ähnliche Erfahrung hat man schon gemacht, als die Stiftung Achterhoektourisme 50.000 € für die Fähre reservierte und das Projekt nicht innerhalb einer bestimmten Zeit verwendet werden konnte. Mit diesen Mitteln wurde kurzerhand eine Fußfähre über die Berkel bei Rekken finanziert. Außerdem sind nach Erkenntnissen der beiden die im Raum stehenden Kosten in Höhe von 100.000 € viel zu hoch gegriffen. In 2015 lag eine Kostenschätzung durch den Fachingenieur, der die Niersfähre bei Wachtendonk geplant und gebaut hat, für die Fähre bei etwa 30.000 €. Hinzu kämen noch die Kosten für die Böschungsrampe. Wer rechnen kann, wie viel hiervon ein Anteil von 35 % ist, der vielleicht auf die vier Anliegergemeinde Aalten, Bocholt, Isselburg und Oude Ijsselstreek verteilt wird, erkennen, dass dies nicht unangemessen viel Geld ist, um die Region und vor allem Dinxperlo und Suderwick zu stärken und in den Fokus von Touristen zu bringen.

Eine Selbstbedienungsfähre ist eine Attraktion an anderen Flüssen und könnte auch eine an der Bocholter Aa sein. Entlang dieses Flusses und der sich anschließenden Oude Ijssel gibt es sonst keine Stelle, wo so eine Kombination von Flussabenteuer und Grenze erleben geboten werden kann, wie an der Bocholter Aa bzw. Aastrang an der „Brüggenhütte“.

Fotos (Foto Heimatverein Suderwick):

So könnte die Aa-Fähre auch aussehen: Niersfähre bei Wachtendonk.

Anstatt in Dinxperwick wurde eine Fuß-Fähre über die Berkel gebaut.