Stichting Stolpersteine Dinxperlo berichtet:
Eindrucksvolles Gedenken an die Holocaustopfer in Dinxperlo
Am Donnerstagnachmittag, dem 12. Juni, fand das Gedenken an die jüdischen Opfer von Dinxperlo statt. Im vollbesetzten Theatersaal des Kulturhus versammelten sich über hundert Gäste und Angehörige aus den gesamten Niederlanden, Dinxperlo, Deutschland und Kanada, um an dem von der Stiftung Stolpersteine Dinxperlo organisierten Nachmittag teilzunehmen.
Film, Musik und Reden, unter anderem von Oberrabbiner Jacobs, Bürgermeister Stapelkamp, der stellvertretenden Bürgermeisterin Kroesen aus Bocholt und zwei Verwandten, begleiteten das Programm. Miriam van Dixhoorn (Violine und Bratsche) aus Winterswijk und Juul Beerda (Akkordeon) aus Apeldoorn sorgten für die musikalische Untermalung.
Vorsitzende Iris Jansen sprach: „In den vergangenen fünf Jahren hat unsere Stiftung einen Stolperstein für 50 jüdische Opfer und einen für den Widerstandskämpfer Bernard IJzerdraat verlegt, der kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in der Deventer Tapijtfabriek Maurits Prins arbeitete. Da auch deutsch-jüdische Flüchtlinge zu den Opfern gehören, haben wir dies grenzüberschreitend organisiert.“ Nach der Eröffnung ergriff Bürgermeister Stapelkamp der Gemeinde Aalten das Wort. Unter anderem sagte er: „Achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa treffen wir uns heute in Dinxperlo. Achtzig Jahre auch nach dem Holocaust. Ein unfassbarer Aspekt dieses Krieges: Das Existenzrecht eines ganzen Volkes, des jüdischen Volkes, wurde geleugnet, und die Nazis taten alles, um dieses Volk zu vernichten. Seitdem ringt die Menschheit und sicherlich auch der verbliebene Teil des jüdischen Volkes mit der Frage, wie man damit umgeht, wie man dieses beispiellose Leid und Unrecht verarbeitet. Was ist der Mensch, dass er zu so etwas fähig ist? Warum haben sich so wenige Menschen für sie eingesetzt?“
Frau Elisabeth Kroesen, stellvertretende Bürgermeisterin von Bocholt, bedankte sich für die Einladung zur Gedenkfeier für die Holocaust-Opfer: „Darunter sind auch Opfer aus Deutschland. Die Teppichfabrik Maurits Prins ist Teil der Ausstellung „Der ewige Teppich“ im LWL-Textilmuseum Bocholt. Durch die Verlegung von Stolpersteinen wird die Erinnerung an die Opfer des Holocaust in unserem Alltag wachgehalten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass diese Art des Gedenkens die Menschen vielerorts für die Geschichte sensibilisiert. Der grenzüberschreitende Ansatz war Ihnen besonders wichtig, denn nicht nur Juden aus den Niederlanden, sondern auch aus Bocholt und Isselburg suchten in Dinxperlo Zuflucht. Im Namen der Stadt Bocholt danke ich Ihnen für Ihr Engagement, insbesondere für zukünftige Generationen, und für die Einladung, an dieser Gedenkfeier teilzunehmen.“
Nach der Eröffnungsrede, welche die Vorsitzende auf Niederländisch und Deutsch hielt, wurde der eigens für diesen Nachmittag gedrehte Film gezeigt. Für Film und Regie zeichneten Melanie Steffens aus Suderwick und die Vorsitzende Iris Jansen verantwortlich.
Nach dem Film sprach Leo Belterman über seine Mutter Sophie Jacobi und seine Großeltern Leopold und Julia. Er begann mit der Geschichte seines Großvaters, eines Ladenbesitzers in Dinxperlo, der 1931 nach falschen Anschuldigungen von deutschen Beamten über die Grenze gezerrt wurde. Der Beginn einer antisemitischen Aktion, die sogar das niederländische Parlament erreichte und diplomatisch behandelt wurde. Anschließend erzählte er von seiner Mutter, die den Holocaust unter schrecklichen Umständen durch Zwangsarbeit für Philips überlebte und schließlich befreit wurde. Seine Großeltern wurden in Sobibor ermordet.
Ein Kurzfilm über die Familie Herz aus Schmallenberg zeigte das schreckliche Schicksal der Familie, die als Flüchtlinge nach Dinxperlo gekommen war und im alten Postamt eine Pension für jüdische Flüchtlinge eingerichtet hatte.
Opperrabbiner Jacobs war nicht nur sehr beeindruckt von dem Film, den die Stiftung zu diesem Gedenken gedreht hatte, sondern auch von dem Treffen, das er „so warm und mit großem Engagement organisiert“ fand. „So einfach, aber auch so tiefgründig.“ Er verglich dieses Treffen in Dinxperlo mit einer kleinen Flamme, die viel Dunkelheit vertreiben könne. „Der Film sendet eine gewaltige Warnung aus.“
Er erwähnte auch Bürgermeister Verbeek, der Mut bewies, jüdischen Flüchtlingen zu helfen: „Ein Vorbild für viele Bürgermeister dieser Zeit.“ Nach seiner Rede sprach Jacobs das jüdische Gebet für die Opfer von Dinxperlo.
Das grenzüberschreitende Gedenken wurde durch das Interreg-Programm Deutschland-Niederlande ermöglicht und von der Europäischen Union kofinanziert.
Die Stolpersteinroute durch Dinxperlo ist kostenlos im VVV-Tourismusbüro am Markt in Dinxperlo erhältlich.
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