Pressemitteilung der Stadt Bocholt:

„Razzia von Rotterdam“ jährt sich zum 80. Mal – Gedenken an „Rotterdamer Zwangsarbeiter in Suderwick“

250 Paar Herrenschuhe stehen paarweise vor der St. Michaels-Kirche. Sie symbolisieren die Unterbringung von 250 Rotterdamer Zwangsarbeitern vor 80 Jahren in Suderwick.

Erstmalig fand nun ein grenzüberschreitender Gedenkwortgottesdienst für die deportierten Männer und Jungen aus Rotterdam statt. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Chor „Vision“, der grenzüberschreitend in Suderwick und Dinxperlo wirkt. Durch den Gottesdienst führte die Suderwickerin Hildegard Schröer-Martini.

Während der „Razzia von Rotterdam am 10. und 11. November 1944“ wurden rund 52.000 Männer und Jungen im Alter von 17 bis 40 Jahren von der deutschen Wehrmacht festgenommen und zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. 250 von ihnen brachte man in Suderwick in den Sälen „Stolte“ und „ter Stegge“ unter.

Familiengeschichte aus Rotterdam
Anton Stapelkamp, Bürgermeister der niederländischen Nachbargemeinde Aalten, berichtete als gebürtiger Rotterdamer aus seiner Familiengeschichte. Sein Vater und Großvater erlebten die Razzia mit. Am 10. und 11. November 1944 trommelten Soldaten an jede Tür und führten Jungen und Männer an zentrale Sammelplätze. Von dort aus ging es zu Fuß, mit dem Schiff oder mit dem Zug nach Deutschland. Die 250 Rotterdamer Zwangsarbeiter kamen in Bocholt mit dem Zug an und mussten nach Suderwick laufen.

Eindrucksvolle Dokumentation zur Razzia von Rotterdam
Willem Geven aus Dinxperlo zeigte während des Gottesdienstes seine eindrucksvolle Dokumentation über diese Razzia und ihre Auswirkungen in Suderwick und Dinxperlo. Anhand von Fotos und Texten konnten die Besucherinnen und Besucher den mutigen Einsatz von Dinxperloern und einigen Suderwickern für die Zwangsarbeiter in Suderwick nachvollziehen. Die die Jungen und Männer mussten im Arbeitslager Marl-Hüls und auch im Stadtwaldlager Bocholt Zwangsarbeit verrichten. Geschildert wurde auch, wie den Zwangsarbeitern im Arbeitslager Rees geholfen wurde. Alle 250 Zwangsarbeiter von Suderwick überlebten.

Dank an Organisatoren
Die Dokumentation beleuchtet die Auswirkungen auf die betroffenen Opfer und die Dorfbewohner diesseits und jenseits der Grenze. Sie wurde erstellt, um darzustellen, dass mutige Menschen den Zwangsarbeitern in ihrem großen Leid geholfen oder sogar die Flucht ermöglicht haben. Sie taten dies, obwohl ihnen dafür Strafen drohten oder sie um ihr Leben fürchten mussten.
Die Dokumentation kann man HIER ansehen oder auf der Website des Heimatvereins Suderwick*.

Geschichte ans Licht geholt
Der Vorsitzende des Heimatvereins Suderwick, Johannes Hoven, hat mi weiteren Suderwicker und Dinxperloer Bürgerinnen und Bürgern diesen fast vergessenen Teil der lokalen Geschichte durch die Ausrichtung des jetzigen Gedenkens ans Licht geholt. Der Dank gilt deshalb nicht nur den Organisatoren des Gottesdienstes, sondern auch allen Personen, die zur Entstehung der Dokumentation beigetragen haben. Dieses gilt insbesondere für die Zeitzeugen und ihren Familien, die ihre Geschichte auf diesem Wege teilten. Ihre Bereitschaft über diese schwierige Zeit zu sprechen, ist von unschätzbarem Wert.

Interessierte finden die Geschichte der Rotterdamer Zwangsarbeiter in Suderwick sowie die beschriebene Dokumentation* HIER.

Pressekontakt: Europabeauftragte Petra Taubach, Büro des Bürgermeisters, Telefon +49 2871 953-1286, E-Mail: petra.taubach@bocholt.de
Kontaktdaten:
PRESSE- und INFORMATIONSDIENST der Stadt Bocholt
Karsten Tersteegen
Kaiser-Wilhelm-Straße 52-58, (Glasbau – Flur 6)
D-46395 Bocholt
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Pressebericht De Band, 11. November 2024, von Iris Jansen

Eindrucksvolle Gedenkfeier in Suderwick für Rotterdamer Zwangsarbeiter

Suderwick/Dinxperlo – Mit einem eindrucksvollen Gedenkgottesdienst in der St. Michaelskirche in Suderwick wurde am vergangenen Sonntagmorgen an den Überfall auf Rotterdam und Schiedam erinnert, der am 10. und 11. November 1944 tiefe Wunden im ohnehin schon betroffenen Rotterdam hinterließ. In jenen Tagen wurden rund 52.000 Männer im Alter zwischen 17 und 40 Jahren von den deutschen Besatzern ihren Familien entrissen und einem ungewissen Schicksal ausgeliefert. Damit war dies die größte Razzia, die die Nazis jemals in den Niederlanden durchgeführt haben. Viele Männer wurden mit dem Zug in den Osten der Niederlande und nach Deutschland transportiert, um dort Zwangsarbeit zu leisten. In Suderwick, direkt an der Grenze zu Dinxperlo, wurden 250 Rotterdamer im Lager Stolte und Terstegge am Heelweg inhaftiert.

Die Bedingungen waren miserabel, und viele Einwohner von Suderwick und Dinxperlo versuchten, das Schicksal der Männer zu lindern, indem sie Hilfe in Form von Lebensmitteln, Kleidung und medizinischer Versorgung leisteten. Willem Geven aus Dinxperlo, dessen Vater ebenfalls an der Hilfe für die Rotterdamer beteiligt war, hat im vergangenen Jahr eine interessante Dokumentation erstellt, die nun auf der Website des Heimatvereins Suderwick zu finden ist.
Der Heimatverein war auch der Veranstalter der gut besuchten Gedenkfeier. Auf dem Vorplatz bei der Kirche wurden nach einer Idee von Lex Schellevis 250 Paar Schuhe aufgestellt. Der Chor Vision sorgte für schöne und klangvolle musikalische Unterhaltung.

Anton Stapelkamp, Bürgermeister der Gemeinde Aalten, der selbst 45 Jahre lang in Rotterdam lebte, sprach aus seiner Rotterdamer Zeit über die Bombardierung Rotterdams, bei der Hunderte von Menschen getötet wurden, und über die Razzia in Rotterdam. Stapelkamp selbst organisierte 2004 in Hillegersberg eine Gedenkstätte für die Opfer des Überfalls und enthüllte eine Gedenktafel. Er fühlt sich aber auch mit der Razzia und der Geschichte des Versteckens aus seiner Familiengeschichte verbunden. Sein Vater und mehrere andere männliche Verwandte sind in der Nähe von Aalten untergetaucht. Einer von ihnen wurde während des Totenmarsches Wittstock, eine Woche vor Kriegsende, gefasst und für tot erklärt. Stapelkamp: „Dieser Krieg ist eine schwarze Seite in unserer gemeinsamen Geschichte und es ist gut, dass er aufgearbeitet wird. Man muss die Wunden reinigen, sonst können sie nicht heilen. Aber diese Reinigung ist auch schmerzhaft. Deutschland hat dies in den letzten achtzig Jahren durch Versuch und Irrtum getan, und viele Deutsche haben ihre Verantwortung übernommen. Gerade deshalb können wir heute feststellen, dass die deutsch-niederländischen Beziehungen so gut sind, die Wunden dieser schwarzen Vergangenheit sind verheilt, das schwarze Blatt ist gewendet.“

Anschließend sang Johan Meijer, Singer/Songwriter aus Amersfoort, ein selbstgeschriebenes Lied über die Razzia und das Schicksal von Zwangsarbeitern. Anschließend trug er ein Lied vor, dessen Text aus einem Gedicht des inzwischen verstorbenen Wim de Vries stammte, der selbst in Kassel Zwangsarbeit leisten musste. Einige Zeilen seines Gedichtes stehen auf dem Denkmal in Overloon, ein Text, der sich auch wie ein roter Faden durch die Gedenkfeier zog:

„Bald kehren wir in die Gegenwart zurück, Und wie man sich auch dreht und wendet, Wir werden viel zu vergeben haben, Vergessen tun wir jedoch nie“.

Willem Geven en Rudi Ostermann, wiens vaders betrokken waren bij de hulp aan de Rotterdammers en Gerold Messink, wiens oma Emma ter Stegge de mannen van extra eten voorzag, spraken net zoals Petra Taubach van de Stadt Bocholt, Gerda Brethouwer,van het Nationaal Onderduikmuseum, en Lex Schellevis nog enkele woorden ter overdenking. Woorden die ook aansloten op het gedicht van Wim de Vries.
Willem Geven, die de bijna vergeten historie van de Rotterdamse dwangarbeiders in kamp Stolte en Terstegge op mooie wijze documenteerde, beschrijft daarin nog veel meer mensen die zich vanuit Dinxperlo en Suderwick en met gevaar voor eigen leven, het lot van de dwangarbeiders aantrokken. De documentatie is voorzien van veel fotowerk en verhalen. De documentaire is te bekijken op: www.heimatvereinsuderwick.de.

 

FotoCopyright: Joop van Reeken