Die Bewerbung, um die Michaelskirche als historischen Ort der Begegnung auszuzeichnen, war erfolgreich!
Text: Johannes Hoven
Seit nun mehr als 15 Jahren ernennt der Bund Heimat und Umwelt (BHU) das Kulturdenkmal des Jahres, um auf bedeutende und schützenswerte Kulturlandschaftselemente aufmerksam zu machen und diese in das Blickfeld einer breiten Öffentlichkeit zu rücken. Für 2021 wurden „Historische Orte der Gemeinschaft“ als Kulturdenkmal des Jahres ausgewählt und dazu aufgerufen, derartige Stätten für eine Auszeichnung zu benennen. Ausgezeichnete Orte erhalten eine Plakette und werden außerdem im bundesweiten Newsletter des BHU vorgestellt sowie in einem Kalender und einem Flyer zum Thema.
Der Heimatverein Suderwick hat sich um eine Auszeichnung für die Kirche St. Michael in Suderwick beworben. Eigentlich sind Kirchen nicht die Zielgruppe der Aktion. Die Bewerbung wurde dennoch angenommen, da die Michaelskirche aufgrund ihrer besonderen Grenzlage und Geschichte in vergangener Zeit nicht nur eine Religionsstätte war. Sie war immer auch schon ein bedeutender Versammlungsort für weltliche Begegnungen von Menschen von beiden Seiten der Grenze.
Die Michaelskirche wurde in 1765 vom Fürstbischof von Münster gebaut, damit die niederländischen Gelderländer, denen zur Zeit der Reformation die freie Religionsausübung in ihrem Land verboten war, auf der anderen Seite der Grenze katholische Gottesdienste besuchen konnten. Obwohl die Verbote später aufgehoben wurden, füllten die Dinxperloer noch weiterhin die Kirche in Suderwick, denn erst in 1965 bekam Dinxperlo wieder eine eigene katholische Kirche. Durch die Kirchenbesuche entstanden viele Bekanntschaften, die zu Freundschaften oder sogar zu Eheschließungen führten. Die entstandenen Verbindungen haben sicher auch dazu beigetragen, dass sich die Suderwicker und Dinxperloer gut verstehen und ein gutes Miteinander pflegen.
Es gibt viele Beispiele für religiöse und kulturelle deutsch-niederländische Begegnungen in und an der Kirche. So wurde dort im Freien jüngst noch im August unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit dem Heimatverein Suderwick und der BI Dinxperwick durch die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung der erstmalig vergebene Heimatpreis des Landes NRW verliehen. Die Michaelskirche und die unmittelbar daneben verlaufende Grenze boten eine tolle Kulisse hierfür. Geplant waren dort in diesem Jahr auch Veranstaltungen aus Anlass „75 Jahre Frieden und Freiheit“. Leider mussten diese wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Man hofft, einige Veranstaltungen im nächsten Jahr nachholen zu können.
Der BHU würdigt bei seiner Auszeichnung auch, inwieweit Engagierte vor Ort helfen, materielles und immaterielles Kulturerbe zu erhalten. Denn erst durch die aktive Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger können historische Gebäude, Denkmäler und bedeutsame Orte der Vergangenheit bewahrt und geschützt werden. Auch hier spricht für die Michaelskirche, dass in den vergangenen Jahren durch den großen Einsatz von Menschen und Gruppierungen z.B. die Außenansicht und das Umfeld der Kirche stark verschönert wurden und dort über die Geschichte der Kirche und die Grenze informiert wird, die auch lange Zeit eine Religionsgrenze war.
Die verliehene Plakette wird wahrscheinlich dazu führen, dass Menschen von nah und fern bei ihren Besuchen an der kurios verlaufenden Grenze noch mehr auf die Kirche neugierig werden, die mit ihrer lichten und stillen Atmosphäre nicht nur zum Betrachten, sondern auch zum Besinnen und Beten einlädt.
Foto: Innenansicht Kirche St. Michael Suderwick (© Joop van Reeken)