Umzug ins niederländische Suderwick

Suderwick – Dinxperlo 1963 – 2023: 60 Jahre Wiedervereinigung Suderwick

Am 1.8.2023 ist es 60 Jahre her, dass das 1949 unter niederländische Auftragsverwaltung gestellte und 14 Jahre zu Dinxperlo gehörende Suderwick-West wieder deutsch wurde.

Suderwicker und Dinxperloer Vereine erinnern gemeinsam mit Interviews, verschiedenen Aktivitäten und einem deutsch-niederländischen Noaberfest an die „Wiedervereinigung“.

Lesen Sie HIER den originalen BBV-Artikel von Daniela Hartmann:

Dank an das BBV (Bocholter Borkener Volksblatt) und Daniela Hartmann für die Veröffentlichung auf dieser Website.

Umzug ins niederländische Suderwick
1962 zog Sonja Rexwinkel (69) mit ihrer Familie an den Hellweg. Damals gehörte Suderwick-West zu den Niederlanden. Die evangelische Schule, die die damals Achtjährige besuchte, lag im deutschen Teil…..

BOCHOLT Sonja Rexwinkel erinnert sich noch genau: Die Sporkerin war damals acht Jahre alt, als ihre Mutter ihr erzählte, dass sie in den nächsten Tagen von Bocholt nach Suderwick ziehen würden. Das war an Ostern 1962 und zu der Zeit gehörte der westliche Teil Suderwicks zu den Niederlanden. Am 1. August 1963 wurde Suderwick-West an Deutschland zurückgegeben.

Der Umzug der Familie hatte mehrere Gründe. Rexwinkels Mutter hatte am Hellweg ein Grundstück geerbt. Hinzu kam, dass Rexwinkels Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte und keine Treppen mehr steigen durfte. „Dann haben meine Eltern da gebaut“, sagt die 69-Jährige. Sie hatte von den Bauarbeiten gar nichts mitbekommen.

„Luxusmöbel“ verzollt
Mit dem Möbelwagen musste die Familie für den Umzug im Jahr 1962 die Zollstation passieren. „Da stand schon ein Zöllner daneben und hat ganz genau kontrolliert, was wir mitbrachten“, sagt Rexwinkel. „Mein Vater war so dick, deshalb hatten wir schwere Möbel, damit sie nicht unter ihm zusammenbrachen.“ Diese seien vom Zöllner als Luxusartikel deklariert worden, „da haben wir sogar Zoll für bezahlt“, erinnert sich Rexwinkel.

Auf dem Grundstück der Familie hatte früher die Post gestanden, berichtet Rexwinkel. Es sei ein Trümmergrundstück gewesen, denn die Post sei im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Danach habe das Grundstück brachgelegen, bis ihre Familie dort baute. „Drei Häuser hinter der gläsernen Brücke liegt es“, sagt Rexwinkel. „Erst kommt Blumen Straatman, dann noch ein Haus und dann unseres.“ Heute wohnt ihre ein Jahr jüngere Schwester Irmi Strunck in dem Haus. Sonja Rexwinkel lebt seit 1975 in Spork.

Nach dem Umzug nach Suderwick musste Rexwinkel eine neue Schule besuchen. Vorher hatte sie in Bocholt die Bodelschwinghschule besucht, nach den Osterferien ging sie dann auf die evangelische Schule, die im deutschen Teil Suderwicks lag. Dort absolvierte sie die dritte und vierte Klasse. „Die Schule war damals da, wo jetzt der Dorfplatz ist, gegenüber der evangelischen Kirche“, erklärt Rexwinkel. „Der Zoll war gegenüber von unserem Schulhof.“ Der Schulweg führte durch Holland. „Wir sind dann vor dem Zollamt zur Schule abge-bogen“, erinnert sie sich.

Die „Weißmützen“
Erst als das neue Zollamt gebaut wurde, das dort stand, wo heute Penny ist. „Die normalen Zöllner haben uns nicht gestört, die kannten wir, haben ‚Hallo‘ gesagt und gut war’s“, sagt Rex-winkel. „Aber hin und wieder kam der Bundesgrenzschutz – die Weißmützen, sagten wir immer – dann mussten wir jedes Mal unseren Pass vorzeigen.“ Rexwinkel erinnert sich noch daran, dass die „Weißmützen“ einmal eine ganze Woche sehr genau kontrollierten. Zu der Zeit besuchte Rexwinkel die Marienschule in Bocholt. An dem dritten oder vierten Tag der Kontrollen hatte Rexwinkel Geburtstag und sie fragte den Zöllner, ob er ihr nichts sagen wolle. „Ich habe gesagt: ‚Ich habe heute Geburtstag. Sie haben mich jetzt jeden Tag kontrolliert, wissen Sie das immer noch nicht?‘“, sagt Rexwinkel und lacht. Der Mann sei ganz rot angelaufen und habe ihren Pass am nächsten Tag nicht mehr kontrolliert.

Damals wurde stark unterschieden, ob jemand evangelisch oder katholisch war, berichtet Rexwinkel: „Die Kinder am Hellweg, die katholisch waren, die spielten nicht mit uns.“ Die 69-Jährige erinnert sich daran, dass ein kleines Nachbarmädchen namens Silvia bei ihnen klingelte. Das Mädchen stellte sich bei Rexwinkels Mutter vor und sagte auch, dass es katholisch sei und fragte, ob es mit den Töchtern spielen dürfe. Für Rexwinkels Mutter sei das kein Problem gewesen, und so erlaubte sie es. Rexwinkel und ihre Schwester spielten aber auch mit den niederländischen Kindern, die gegenüber wohnten. „Die waren, glaube ich, auch evangelisch, aber in Holland war das gar nicht so tragisch“, sagt Rexwinkel. „So haben wir dann auch Niederländisch gelernt.“

Vorsicht vor dem Zöllner
Damals war ihnen gar nicht so bewusst, dass sie im Ausland lebten, betont Rexwinkel: „Wir gingen einfach über die Straße, offiziell hätte man durchs Zollamt gehen müssen, aber da hat kein Hahn nach gekräht.“ Ihre Mutter sei auch schräg gegenüber einkaufen gegangen. „Wenn man Kaffee holte, guckte man, ob da gerade ein Zöllner lief.“, so Rex-winkel.

 

LIEBER EIN GUTER NACHBAR ALS EIN FERNER FREUND!

Weitere Infos auch auf: Siehe Website Heimatverein

Das Foto zeigt Sonja Rexwinkel, die sich noch gut an die Zeit erinnert, als Suderwick-West zu den Niederlanden gehörte.

Foto: HAR (BBV)