Als die Grenze den Bauernhof teilte

Suderwick – Dinxperlo 1963 – 2023: 60 Jahre Wiedervereinigung Suderwick

Am 1.8.2023 ist es 60 Jahre her, dass das 1949 unter niederländische Auftragsverwaltung gestellte und 14 Jahre zu Dinxperlo gehörende Suderwick-West wieder deutsch wurde.

Suderwicker und Dinxperloer Vereine erinnern gemeinsam mit Interviews, verschiedenen Aktivitäten und einem deutsch-niederländischen Noaberfest an die „Wiedervereinigung“.

Lesen Sie HIER den originalen BBV-Artikel von Daniela Hartmann:

Dank an das BBV (Bocholter Borkener Volksblatt) und Daniela Hartmann für die Veröffentlichung auf dieser Website. Der Artikel wurde am 2. Februar 2023 veröffentlicht.

Als die Grenze den Bauernhof teilte
Als Suderwick-West 1949 den Niederlanden zugeschlagen wurde, lag der Bauernhof der Familie Klassen auf holländischem, die Ländereien aber auf deutschem Gebiet. Ferdinand Klassen (88) erinnert sich an diese Zeit…..

BOCHOLT-SUDERWICK Am 23. April 1949 wurde Suderwick-West nie-derländisch. Die neue Grenzziehung sorgte dafür, dass ein Dut-zend Häuser mit 342 Suderwickern zu Dinxperlo gehörte. Das entsprach rund einem Drittel der damaligen Einwohner von Suderwick. Betroffen war auch die Familie Klaaßen. Ihr Bauernhof lag nun auf niederländischem Gebiet, ihre Ländereien und Wiesen auf deutschem Gebiet. Ferdinand Klaaßen war damals 15 Jahre alt und noch heute erinnert sich der 88-Jährige gut an die Zeit.

„Es wurde schon zwei bis drei Jahre vorher darüber geredet“, sagt Klaaßen. Doch sie hätten nicht so richtig daran geglaubt, bis es schließlich so weit war. Für die Klaaßens machte das die Arbeit auf dem Bauernhof deutlich umständlicher. „Man musste sich morgens um 6 Uhr beim Zoll anmelden und abends bis 20 Uhr musste man wieder zurücksein und sich abmelden“, berichtet der 88-Jährige. Anfangs sei das sehr streng gehandhabt worden. „Aber etwas später wurde alles gelockert“, erinnert sich Klaaßen. „So wie es in den ersten drei bis vier Monaten war, war das ja nicht auszuhalten.“

Die Familie Klaaßen ist seit 110 Jahren in Suderwick ansässig. „Mein Urgroßvater hat mit einem Morgen Grund und einer Kuh angefangen“, sagt Klaaßen. Später zogen sie an den heutigen Beekweg. „An der Brücke am Holtwicker Bach, da wo wir einen neuen Grenzpfahl aufstellen wollen an der heutigen Straße Tenbensel, war die Grenze“, erklärt Johannes Hoven vom Heimatverein. „Bis zum Hof waren es vielleicht 200 Meter.“ Damals hätten dort noch nicht so viele Häuser gestanden. „Früher gab es auch die Dinxperloer Straße noch nicht“, sagt Hoven. Nur Pättkes oder Karrenwege hätten vom Heelweg ins deutsche Gebiet geführt. „Die Dinxperloer Straße ist erst Ende der 1960er-Jahre gebaut worden. Das war eine Voraussetzung für die Rückgabe von Suderwick-West an Deutschland“, so Hoven.

Damit Familie Klaaßen während der Abtrennung von Suderwick-West nicht immer ihre Waren von Deutschland in die Niederlande importieren mussten, entschieden sie 1952, ein Strohbarg zu bauen. „Das war ein notwendiges Übel“, sagt Klaaßen. Denn nun konnte das Stroh in Deutschland gelagert werden. „Man durfte nachts überhaupt nicht raus, selbst wenn da eine Kuh kalbte. . .“, sagt Klaaßen. „Ein landwirtschaftlicher Betrieb ist etwas anderes, als wenn man Bauunternehmer ist.“ Nachdem Suderwick-West am 1. August 1963 Deutschland zurückgegeben worden war, nutzten die Klaaßens den Strohbarg als Unterstand für landwirtschaftliche Maschinen.

Der Strohbarg wurde 1994 vom Heimatverein Suderwick zusammen mit Anwohnern des nahe gelegenen Beekwegs vor dem Abriss bewahrt, fiel aber mehrmals Vandalismus zum Opfer. Im Dezember 2021 wurde er durch Brandstiftung komplett zerstört. Inzwischen steht dort ein neuer Strohbarg, der im November 2022 aufgebaut worden ist. Rund 12.000 Euro hat der Heimatverein dafür investiert. Unterstützung gab es von Spendern, auch das Land steuert Fördermittel bei (das BBV berichtete).

Der Hof der Klagens liegt heute nicht mehr am Beekweg in Suderwick, sondern ist nun am nahe gelegenen Takenfeldweg beheimatet. „1995 sind wir mit dem ersten Kuhstall an den Takenfeldweg gezogen“, berichtet Ferdinand Klaaßens Sohn Andreas, der inzwischen den Hof führt. Vor 23 Jahren zog die Familie mit ihrem Bauernhof dann ganz an den Takenfeldweg.

 

LIEBER EIN GUTER NACHBAR ALS EIN FERNER FREUND!

Weitere Infos auch auf: Siehe Website Heimatverein

Auf dem Foto sind Ferdinand Klaaßen (großes Porträtfoto) und Johannes Hoven (kleines Porträtfoto) abgebildet.

Foto: Sven Betz (BBV)